Fuerteventura - ein Tag im Inselinneren
Vor kurzem (Ende Mai 22) hat es meine kleine Familie und mich auf die Kanareninsel Fuerteventura verschlagen. Das geschah zwar eher zufällig und auch recht kurzfristig, sollte sich aber schließlich als perfektes Ziel für die Pfingstferien, mit ein wenig Abenteuer und viel Entspannung, herausstellen!
Aus meinem Alltag im Reisebüro wusste ich zwar einige Dinge über Fuerteventura, doch einmal dort gewesen sein, wirft (wie überall) ein ganz anderes Licht auf die Dinge. Karg, windig, schöne Strände, tolles Wetter? Ja, passt alles! Doch trotz ihrer Kargheit hat sich die Insel einen Platz in meinem Herzen erobert. Dies geschah vor allem an dem Tag als wir uns mit unserem Mietwagen auf den Weg ins Inselinnere machten. Daher möchte ich euch zuerst von diesem Tag erzählen:
Wir starteten nach dem Frühstück in unserem Hotel in Costa Calma auf der FV-605 in Richtung La Pared auf die "andere Seite" der Insel. Da Fuertventura hier an der schmalsten Stelle nur 5 km in der Breite misst, sind wir bereits nach ein paar Kurven durch die mal grau und mal braun schimmernden Berge durch und sehen schon wieder das Meer! Wir folgen der FV-605 nun weiter in leicht nordöstllicher RIchtung. Die Landschaft um uns herum verändert sich ständig obwohl sie weiterhin nur aus kargen Bergen steht. Die Bergspitzen wechseln sich mit unterschiedlichen Höhen hinter jeder Kurve ab und lassen kurze Erinnerungen an unseren Roadtrip durch Nevada wach werden. Da ich mich mit unserem Mietwagen in den letzten Tagen schon vertraut machen konnte, drehte ich die Musik auf und genoss die Fahrt mitten durch die Berge in vollen Zügen! Für eine (scheinbar) wenig befahrene Straße im innersten der Insel befand sich die Straße in einem sehr ordentlichen Zustand. Genug Platz, kaum Schlaglöcher - hatte ich so nicht erwartet. Nach ungefähr 30 Minuten kamen wir durch den kleinen Ort Pájara, der bei Bianca spontan zum möglichen Lebensmittelpunkt avancierte - sollten wir jemals nach Fuertventura ziehen! 😅
Unser Ziel hieß Vega de Rio Palmas und wurde im Reiseführer als kleine Oase bezeichnet. Nun stelle ich mir eine Oase in der Wüste zwar irgendwie anders vor aber ich möchte diesem Ort seinen Charme nicht absprechen. Es muss schon ein anderes Leben sein in diesem kleinen Tal, umzingelt von Bergen. Da man in das Dorf hinab fährt, kann man die Gegend ganz gut überblilcken: ein paar Straßen, einige Häuser und auch ein paar Palmen. Trotzdem war ich irgendwie enttäuscht. Wir suchten dann den im Reiseführer beschriebenen Parkplatz an der Stelle wo das Flussbett überquert wird. Man muss schon genau hinsehen, denn einen Fluss gibt es hier die wenigste Zeit des Jahres aber vor einer kleinen Brücke konnte ich auch ein Schild mit einem Hinweis auf ein paar Wanderwege entdecken. Der Parkplatz ist nur ein Stück Schotterstraße und wird theoretisch noch etwas tiefer durch das ausgetrocknete Flussbett ergänzt. Dort sollte man jedoch lieber nur mit Allradantrieb runter fahren. Warum? Nun, wir hatten keinen, sind trotzdem runter gefahren und wären aufgrund des losen Gerölls, der Löcher und Steine auf dem Weg beinahe nicht mehr mit einem heilen Mietwagen nach oben gekommen! 😉
Das ausgetrocknete Flussbett erweist sich dann auch als Wegweiser und Wanderweg für die geplante Tour zur Ermita de la Pena. Dabei handelt es sich um eine kleine weiße Kapelle die inmitten steiler Felswände errichtet wurde. Sie dient als Wallfartsort oder - wie in unserem Fall - als schattenspendender Platz für Wanderer! Gleichzeitig war es für uns der Punkt an dem wir kehrt machten um wieder zum Parkplatz zurück zu kommen. Doch zuerst suchten wir uns ein wenig Schatten hinter der Kapelle und genossen die Aussicht durch die Felsschlucht auf das davor liegende Tal. Umso länger ich hier saß, umso mehr faszinierte mich diese Gegend. Von weit her hörte man immer wieder die Rufe von Ziegen und auch der ein oder andere Rabe schickte sein Krächzen durch die tiefe Schlucht.
Für uns hatte sich der Weg definitv gelohnt! Um zur Kapelle zu kommen, muss man zwar nur gut zwei Kilometer zurücklegen aber diese haben es, speziell mit Kind, in sich! Zunächst folgt man dem markierten Wanderweg entlang des Flussbettes und kommt dabei durch eine karge und wüstenhafte Landschaft. Teilweise sind sogar kleine Palmenoasen zu sehen. Jedoch weit und breit kein Wasser! Es läuft sich ganz gut hier, man sollte aber definitv nicht ohne Hut, Wasser und Sonnencreme starten. Es gibt kaum irgendwo Schatten und erst recht keine Verpflegung! Nachdem man eine Weile gegangen ist, erkennt man die Staumauer und kann in die Schlucht hinab schauen wo sich in Vertiefungen der Felsen noch kleine Wassersammlungen befinden. Nun wird es abenteuerlich, denn es geht auf sehr schmalen Wegen und teilweise losem Geröll hinab zu den kleinen Wasserstellen. Man muss schon etwas genauer hinsehen um nicht vom Weg abzukommen. Andersherum bieten sich nicht viele andere Möglichkeiiten um vorwärts zu kommen. Man legt hier natürlich kaum Strecke zurück aber dennoch verändert sich die Schlucht hinter jeder Ecke. Nach ungefähr zwanzig Minuten erblickte ich dann auch schon die Kapelle. Es mutet schon sehr unwirklich an, an dieser Stelle eine Kappelle zu sehen. Die Geschichte dahinter interessiert mich und muss noch weiter erforscht werden!
Zunächst bin ich aber froh, dass wir etwas Schatten bekommen und nutze die Kapelle als attraktives Fotomotiv! Alles in allem auf jeden Fall empfehlenswert aber vielleicht nicht unbedingt mit Kindern! Theoretisch geht es von der Kapelle auch noch weiter und ganz in der Nähe ist auch noch ein natürlicher steinerner Rundbogen (ähnlich den Arches in den US-Nationalparks) zu finden, doch wir geben dem Stöhnen unserer Tochter nach und kehren zum Auto zurück!
Ich hatte noch einige Aussichtspunkte auf meiner Liste aber da wir unterwegs schon am Mirador Risco de las Penas tolle Aussichten genossen haben, ist mein Durst nach Landschaftspanoramen erstmal befriedigt. Daher entschlossen wir uns nach Betancuria weiter zu fahren. Dabei handelt es sich um den geschichtsrächtigsten Ort auf der Insel. Von hier aus wurde die Insel missioniert und die Stadt war über mehrere Jahrhunderte Hauptstadt und Regierungssitz der gesamten Insel. Parken kann man am Ortseingang (3€ Stand: 05/22) und hat dann einen kurzen steilen Fußweg ins Zentrum zur Kirche Iglesia de Santa María de Betancuria. Rings um die Kirche gibt es schöne kleine Gassen, malerische Plätze und sehr gemütliche Restaurants. Trotzdem wäre ich irgendwie enttäuscht wenn wir nur wegen Betancuria den Weg ins Inselinnere auf uns genommen hätten. Vielleicht sind wir ja Kunstbanausen aber wir nutzen die friedvolle Atmosphäre für eine kurze Stärkung, decken uns im Souveniershop gleich neben der Kirche mit selbst hergestellter Kaktusmarmelade und Mojo aus und fahren weiter.
Weiter fahren ist nicht ganz richtig, eigentlich geht es zurück, denn Frau und Kind wollten von den potentiellen Ausflugszielen gerne noch die Piratenhöhlen von Ajuy sehen. Und da so ein Tag nicht unendlich lang ist, beschlossen wir dies als letztes Ziel anzustuern. Wie das im Leben so ist, spielt der Zufall manchmal eine große Rolle! Diese Höhlen mitsamt dem Weg dorthin und nicht zuletzt der schöne schwarze Strand am Anfang des Weges sind eines meiner absoluten Highlights der Insel geworden.
Wir brauchten circa 30 Minuten von Betancuria nach Ajuy. Parkpläztze gibt es im Ort und Richtung Strand genügend! Die Playa de Ajuy ist generell der Ausgangspunkt um zu den von der Brandung ausgewaschenen Höhlen zu kommen. Hier erlebe ich zum ersten Mal auf Fuerteventura einen "echten" schwarzen Strand mit grobem schwarzen Sand, der natürlich bereits die Wärme des Tages aufgenommen hat und barfus gerade noch erträglich ist. Nun ist schwarzer Sand nicht unbedingt schön anzusehen aber mit den dunklen Klippen, die den Strand rechts und links einrahmen, und dem herrlich türkis leuchtendem Wasser des Atlantiks sieht es hier einfach wie gemalt aus und ich schnappe mir mein Handy um Foros zu machen und bin voll in meinem Element! Das Baden ist hier aber ganz anders im Gegensatz zu den Stränden an der Westküste oder im Süden. Gefühlt war das Wasser einige Grad kälter, es wurde abrupt tiefer und auch die Brandung ist noch etwas rauer. Ich denke, der Strand eignet sich eher zum Sonnebaden und einer kurzen Abkühlung. Ein paar Restaurants befinden sich in unmittelbaerer Nähe.
Direkt neben dem Strand befindet sich auch der Weg zu den Höhlen, der zunächst steil bergan geht. Ist man einmal oben auf den klippen angekommen, wird bereits der Weg zum Ziel. Natursteinwege führten uns an bizarren Felsformationen vorbei zum Eingang der Caleta Negra (schwarze Grotte). Dabei bieten sich bereits tolle Ausblicke über die beeindruckende Steilküste. Es macht Spaß den wellen dabi zuzuschauen wie Sie mit voller Wucht gegen die Küste preschen. Na circa fünf Minuten hat man die Wahl zu einem Aussichtspunkt hinabzusteigen oder eben zur Höhle weiter zu gehen. Nach weiteren fünf Minuten konnten wir dann bereits von oben in die beeindruckende Höhle schauen. Stufen führen hinab und wir standen im "Vorraum" der Höhle und hörten das Meer so nah, als ob wir direkt mittendrin stünden. Zahlreiche Vögel und Fledermäuse fliegen ein und aus und ihre Rufe schallen durch die Felsen. Es gibt freien Zugang zu den Höhlen, man kann so tief hinein, wie man möchte. Während sich Bianca nicht aus dem Vorraum entfernt, sind meine Tochter und ich etwas mutiger und klettern etwas tiefer hinein. Von der Seite dringt noch ein Llichtstrahl herein, doch es wird bereits merklich ruhiger und die Geräusche werden dumpfer. Ich sehe, dass die nächste Passage bereits in völlige Dunkelheit führt und beschließe nicht weiter zu gehen.
Der Aufenthalt in der Höhle war letztlich recht kurz aber sehr beeindruckend. Mit der richtigen Vorbereitung und der richtigen Gesellschaft :) könnte ich mir vorstellen noch etwas weiter vorzudringen udn dabei die eigenen Grenzen zu testen. Trotzdem lässt mich die Frage nicht los ob jeder Tourist, der in die Höhlen gegangen ist, auch wieder herausgekommen ist! 😉Diese Höhlen sind übrigens früher tatsächlich von Piraten genutzt wurden, die hier ihre Beute zwischenlagerten, während sie auf Fuerteventura und den anderen Kanareninseln weiter brutal zuschlugen. So lässt sich für die Kinder sicher auch die ein oder andere Geschichte erspinnen um den Besuch hier noch ein wenig aufregender zu gestalten!
Mit diesen vielen Eindrücken ging es dann für uns langsam wieder in Richtung unseres Hotels. Es gibt noch viele andere Orte, die man sich im Inselinneren anschauen kann. Ich werde später unter den Reisezielen noch einige mehr nennen. Welche man davon auch immer ansteuert, ich denke der Ausflug wird sich lohnen!

